Reich beschenkt durch berührende internationale ökumenische Andachten, durch horizonterweiternde Begegnungen mit Christinnen und Christen aus allen Kontinenten und vielen Konfessionen und durch die Beschäftigung mit drängenden Themen sind wir Multiplikator*innen aus der Landeskirche von der 11. Vollversammlung des ÖRK zurückgekehrt. Gern berichten wir in Ihrem Kirchenkreis über die Vollversammlung und Impulse von ihr. Sprechen sie uns an! Die Kontaktdaten finden Sie unter „Team“.
Der Bericht des Landeskirchenamts zur Vollversammlung vor der 26. Landessynode am 23.11.2022 fasst einiges, was der gesamten Gruppe wichtig war, zusammen. Sie finden den Bericht unter „Materialsammlung“.
Unter „Materialsammlung“ finden Sie auch den Link zu allen Dokumenten der Vollversammlung und zu dem Lieder- und Gebetbuch.
Pausengespräch mit Pastor Yonas Yigezu, dem Kirchenpräsidenten der Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus (auf dem Foto in der Mitte): „Es ist nicht möglich, das Evangelium zu predigen, ohne für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten.“ Die äthiopische Kirche ist eine Partnerkirche der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers.
Schon die Multiplikator*innen-Gruppe aus der Landeskirche ist ökumenisch. Das macht es spannend, sich über die Themen der Vollversammlung und über Ökumene in Niedersachsen auszutauschen: Pastor Woldemar Flake (Haus kirchlicher Dienste), Wiebke Zimmermann (Landesjugendkammer), Pastor Prince Ansah (Christian Hope Church e.V. Braunschweig), Pastor George Andoh (International Gospel Center e.V. Hannover), Pastor Michael Wohlers (Auferstehungsgemeinde Hannover-Döhren)
Ankunft der Multiplikator*innen-Gruppe der Landeskirche am Abend des 4. September vor dem Gelände der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen
Mit Mitte 20 kam ich nach Peru. Hatte mein Studium abgeschlossen und noch kein Vikariat gemacht. Dort begann ich am Rande der lutherischen Gemeinde deutscher Prägung in einem Kindergarten in Lima zu hospitieren. Kaum der Sprache mächtig, musste ich tief Luft holen, als binnen kurzem ein älteres Ehepaar aus der Nachbarschaft anklopfte und fragte, ob ich ihnen einmal wöchentlich die Tageslosung auslegen könnte. Ich konnte es schlecht abschlagen. So zuckelte ich am betreffenden Wochentag frühmorgens vor dem Frühstück, das ich immer mit den Kindern zusammen bekam, über die Straße und fand mich zwei Paar wachen Augen in faltigen Gesichtern gegenüber, deren Erwartungen an den deutschen Theologen (so war ich überzeugt) gegen Unendlich tendierten. In diesen Monaten erfuhr ich, was Alphabetisierung ist. Wir buchstabierten in mühevoller Verständigungsarbeit biblische Texte durch. Und in beiden Hinsichten, der sprachlichen wie der inhaltlichen, merkte ich bald, dass ich in die Schule ging. Weit entfernt davon, aus der Fülle meines Wissens die beiden Alten nähren zu können, war vielmehr ich der Lernende. Mit liebevoller Geduld nahmen sie sich meiner an. Ich lernte nicht nur Spanisch, ich lernte mit den Augen und der Lebensweisheit dieser einfachen Leute auf die Texte blicken. Manche Schlaumeierei ist mir damals dauerhaft abhanden gekommen. Und der große Ernst und der echte geistliche Hunger sind mir in der eisernen (auch mir abverlangten) Disziplin dieser beiden, begleitet von meinem grummelnden Magen, tief eindrücklich und unvergesslich geworden. Was mir Ökumene bedeutet? Dem Ernst und der geistlichen Tiefe der anderen begegnen und darüber froh und gefasst werden.
Ökumene ist der Atem der Kirche. Atmet sie nicht Ökumene, wird sie blau (in Hannover lila?) anlaufen und irgendwann umkippen.
Andreas Stolze Ev. Kirchengemeinde St. Stephanus, Ökumenisches Zentrum Lüneburg Andreas.Stolze@evlka.de
Ich bin sehr gespannt auf die ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe. Viel zu wenig stehen wir als Kirche in direktem Kontakt zu anderen Kirchen weltweit. Meine eigene Ökumenische Erfahrung begann im Grunde vor 30 Jahren mit einem Auslandsstudium an einem Seminar der Presbyterian Church in den USA. Es waren dort neben den einheimischen Studierenden über 100 internationale Studierende aus Ländern von allen Kontinenten und aus verschiedenen Denominationen. Der Austausch zwischen diesen internationalen Studierenden wurde sehr gefördert und war sehr bereichernd.
Anschließend habe ich für drei Monate in verschiedenen kirchlichen Projekten in Mexico und Guatemala mitgearbeitet, unter anderem in einem Straßenkinderprojekt einer Pfingstkirche in Mexiko-Stadt und in einem Projekt für christliche Kinderarbeit unter Ureinwohnern im Süden von Mexiko. Diese Eindrücke von Lebensumständen in anderen Ländern und von kirchlicher Arbeit haben bleibende Spuren bei mir hinterlassen. Die Probleme unserer Landeskirche und der hiesigen Gemeindearbeit erscheinen dadurch in einem andere Licht.
Ich bin dankbar, dass ich seit zwanzig Jahren in der Partnerschaftsarbeit mit Gemeinden in Südafrika engagiert bin. Auch das ist eine Horizonterweiterung und hilft zu begreifen, dass Kirche Jesu weit mehr ist als mein Gemeindealltag. In diesen langjährigen Partnerschaften versuchen wir mit dem großen wirtschaftlichen Gefälle so umzugehen, dass wir uns dennoch als gleichwertige Geschwister erleben. Besonders bereichernd sind natürlich immer die direkten Begegnungen im Rahmen von Delegationsbesuchen.
Auf der Vollversammlung und Karlsruhe werden wahrscheinlich die aktuellen ethischen und politischen Themen wie Klimaerwärmung, Frieden und Gerechtigkeit im Vordergrund stehen. Ich bin gespannt, ob es gelingt in der Gemeinschaft sehr unterschiedlich geprägter Kirchen zu gemeinsamen Positionen zu kommen. Noch stärker interessieren mich allerdings die geistlichen Themen, die geschwisterliche Gemeinschaft und das gemeinsame Feiern von Gottesdiensten. Ich hoffe, dass ich einige Impulse mitnehmen kann, die ich für meine Gemeindearbeit und für unseren Kirchenkreis nutzbar machen kann.
Ökumene beginnt da, wo ich mich traue, etwas Neues auszuprobieren. Ökumene passiert, wo ich Menschen begegne, die anders glauben und ihre Erfahrungen teile. Ökumene lebt, wo wir Leben und Glauben teilen.
Ökumene kann überall sein. Ich möchte ein kleines ökumenisches Erlebnis aus dem Urlaub in Südfrankreich teilen: Ökumene ereignet sich dort klein, unerwartet, im Gras unter Bäumen bei Wein und Gebäck, unterwegs mit dem Kinderwagen. Und mit frischen Brombeeren und Feigen:
Neben unserem Ferienhaus ist ein Kloster. Ein Plakat kündigt an: „Familienpilgern zum Schulanfang. 10 km. Bitte Picknick und Rosenkranz mitbringen.“
Zehn Kilometer Wandern mit Baby und Kleinkind finden wir ein wenig übertrieben. Das ist wohl nichts für uns... Aber wir gehen gerne zum Familien-Gottesdienst am Anfang. Da stört es wenigsten nicht, wenn unsere Kleinen krakeelen.
Im Gottesdienst sehen wir ganz viele Familien. Auch mit ganz kleinen Kindern, so wie unsere. Wir werden unsicher. Sollte es vielleicht doch gehen, so weit mit Kindern zu wandern?
Kurz entschlossen ändern wir unseren Tagesplan: Schnell noch ein Picknick geholt, Sonnencreme, Windeln... nur einen Rosenkranz haben wir natürlich nicht. Wir hoffen auf ökumenische Nachsicht.
Begleitet von Mönchen inmitten einer Schar von französischen Familien machen wir uns auf den Weg: Über den kleinen Fluss, durch den Ort, auf den Berg. Die Aussicht ist großartig. Am Wegesrand wachsen Brombeeren und Feigen. Die Sonne scheint. Alle sind fröhlich. Ab und an werden Mariengesänge angestimmt, aber es stört keinen, dass wir nicht textsicher sind.
Mittags picknicken wir im verwilderten Park eines Weingutes. Irgendwo her bekommen wir Wein, Gebäck, Kaffee. Sie ergänzen unser für französische Verhältnisse recht mageres Picknick. Wir erleben, was die Jünger erlebt haben: Es reicht für alle und es bleibt noch über. Auch das ist Ökumene: miteinander teilen und satt werden.
Nach dem Essen sitzen wir im Kreis um einen Mönch. Ich denke: so ähnlich muss es bei Jesus und seinen Jüngern gewesen sein. Am Beispiel der Kiefernnadeln, die einen dicken, weichen Teppich bilden, auf dem wir sitzen, erklärt der Bruder, was Vergebung ist. Er redet von Gott, von Jesus, von Augustin, in neuen Bildern über unseren gemeinsamen Glauben. Ökumene geschieht im Zuhören und im Entdecken des Gemeinsamen.
Dann geht es weiter durch Weinberge und Wiesen. Am Ende unserer Pilgerschar fahren zwei Kleinbusse. Die sammeln die auf, die nicht mehr weiterkönnen. Denn alle sollen ankommen. Keiner soll verloren gehen. Ökumene: gemeinsam auf dem Weg - ohne Verluste!
Unser Ziel ist eine kleine Kirche auf einem Berg. Dort loben wir gemeinsam Gott. Danken für den gemeinsamen Weg. Freuen uns, dass alle angekommen sind. Bitten um Segen für das neue Schuljahr. (Und preisen auch noch einmal - nun ja - die Gottesmutter.)
Das ist Ökumene für mich: Gott loben in der Gemeinschaft der Glaubenden, gemeinsam auf dem Weg sein, getragen und begleitet - und einmal gemeinsam ankommen!
Seit 1999 bin ich Pastor an der Lukaskirche, Dessauerstraße 2, nahezu ebenso lange Beauftragter für die Konfessions-Ökumene. Das besondere ökumenische Highlight war der Reformationstag 2017. Im Gemeindebrief stand:
Christus unsere Mitte - ökumenischer Gottesdienst am Reformationstag dem 31.10. um 10.30 Uhr
In der evangelischen Kirche wird als Gedenktag für den Beginn der Reformation der 31. Oktober festgehalten. Historisch verbürgt ist, dass an diesem Tag Martin Luther seine 95 Thesen an den Bischof und Kardinal Albrecht von Mainz gesandt hat. Von da an hat der Theologieprofessor Martin Luder seinen Namen zu „Luther“ verändert: der „Freie“ oder der „Befreite“. - Seit einigen Jahren gibt es zweimal im Jahr in der List Treffen unter der Überschrift „Regionale Ökumene“. In diesem Kreis reifte die Idee, ernst zu machen mit der Aussage, dies Reformationsjubiläum sei das erste im ökumenischen Zeitalter.
„Christus unsere Mitte“ lautet das Motto des geplanten Gottesdienstes mit unseren Nachbarn: Es kommen serbisch-orthodoxe Christen von der Kirche des Heiligen Savas, Katholiken aus St. Joseph, Baptisten aus der Walderseestraße, Christen aus der Neuapostolischen Kirche in der List (in Hannover sind sie Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen) und die Geschwister aus der Lister Johannes und Matthäuskirche sowie der Heilig-Geist-Kirchengemeinde. Nach dem Gottesdienst laden wir noch ein zu Kirchenkaffee, Begegnung und Gespräch!
Mein Name ist Markus Kalmbach. Seit 2010 arbeite ich als Pastor in der St. Mariengemeinde in Winsen (Luhe). Davor war ich elf Jahre lang in der Evangelical Lutheran Church in Southern Africa - Eastern Diocese (ELCSA-ED) als Pastor tätig. Die Erfahrungen, die ich dort machen durfte, waren sehr prägend für meine Spiritualität und meinen Glauben.
Ich habe eine Kirche erlebt, die ständig unter dem Damoklesschwert der mangelnden Finanzen lebte. Am Monatsanfang war nicht klar, ob man am Monatsende die Pastorengehälter bezahlen konnte. Und doch wurde jeden Sonntag fröhlich und zuversichtlich Gottesdienst gefeiert, egal ob in einem großen, festen Steingebäude oder in einer einfachen Lehmhütte. Der gemeinsame Gesang, die Chöre, die ausführlichen Gebete und die etwas längeren Predigten waren in der Regel für alle eine wohltuende Stärkung für die neue Woche. Und so manches Mal ertappe ich mich, wenn unser Organist die Orgel spielt, dass ich die Chöre und die mehrstimmigen Gemeindegesänge ohne Instrumente vermisse. Mir fehlt diese Form der Spiritualität im Agende I- Gottesdienst unserer Gemeinde, aber ich weiß auch, dass die mehrstimmigen Gemeindegesänge ohne Instrumente deren Art und Weise ist ihren Glauben zu leben, und nicht unbedingt die Norddeutschlands.
Eine andere Zusammenkunft wurde mir über die Zeit immer wichtiger. In vielen Orten gab und gibt es sogenannte Fraternals, also regelmäßige Zusammenkünfte von allen christlichen Pastoren und Pastorinnen eines Ortes. Hier wurde überkonfessionell für die Stadt/den Ort gebetet, es wurden gemeinsame Aktionen geplant und man freute sich an der Gemeinschaft über alle theologischen Unterschiede hinweg. Ich habe diese Treffen so oft wie möglich besucht, denn für mich ist es wichtig, dass wir nicht nur von der Einheit der Kirche Jesu Christi reden, sondern gerade auch als Pastoren sie leben und umsetzen – allen theologischen Hindernissen zum Trotz. Wenn wir uns als Pastoren nicht treffen können (weil wir aus theologischer Sicht mit dem oder der nicht übereinstimmen), dann können wir das auch nicht von unseren Gemeindegliedern erwarten. Unser Beispiel spricht dann lauter als unsere Predigten. Nun gibt es im südlichen Afrika sehr sehr viele verschiedene christliche Konfessionen, so dass es echt unübersichtlich wird.
In meiner Kleinstadt Winsen gibt es hingegen nur noch eine katholische Gemeinde und eine kleine Splittergruppe einer Pfingstgemeinde. Der Kontakt zur katholischen Gemeinde intensiviert sich seit ein paar Jahren deutlich und das ist ein großes Geschenk für uns und unsere Stadt. Unsere Kinder gehen zur gleichen Schule, wir gehen in denselben Läden einkaufen, warum kann man nicht auch auf geistlicher Ebene noch mehr zusammen machen? Auch hier stehen oftmals theologische Bedenken im Vordergrund und das Verbindende wird übersehen. Denn dem möchte ich in meiner Arbeit und in meinem Glauben mehr und mehr Raum geben: Zu suchen was uns eint und verbindet. Das Trennende wird oft genug von anderen betont, da muss ich nicht mitmachen. Deswegen bin ich gespannt, wie sehr das Thema der Vollversammlung tatsächlich im echten Leben umgesetzt wird: Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt.