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Ökumene

Thu, 04 Aug 2022 11:14:53 +0000 von Katrin Hayn

Ökumene Vollversammlung ÖRK Karlsruhe
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Markus Kalmbach
Mein Name ist Markus Kalmbach. Seit 2010 arbeite ich als Pastor in der St. Mariengemeinde in Winsen (Luhe). Davor war ich elf Jahre lang in der Evangelical Lutheran Church in Southern Africa - Eastern Diocese (ELCSA-ED) als Pastor tätig. Die Erfahrungen, die ich dort machen durfte, waren sehr prägend für meine Spiritualität und meinen Glauben. 

Ich habe eine Kirche erlebt, die ständig unter dem Damoklesschwert der mangelnden Finanzen lebte. Am Monatsanfang war nicht klar, ob man am Monatsende die Pastorengehälter bezahlen konnte. Und doch wurde jeden Sonntag fröhlich und zuversichtlich Gottesdienst gefeiert, egal ob in einem großen, festen Steingebäude oder in einer einfachen Lehmhütte. Der gemeinsame Gesang, die Chöre, die ausführlichen Gebete und die etwas längeren Predigten waren in der Regel für alle eine wohltuende Stärkung für die neue Woche. Und so manches Mal ertappe ich mich, wenn unser Organist die Orgel spielt, dass ich die Chöre und die mehrstimmigen Gemeindegesänge ohne Instrumente vermisse. Mir fehlt diese Form der Spiritualität im Agende I- Gottesdienst unserer Gemeinde, aber ich weiß auch, dass die mehrstimmigen Gemeindegesänge ohne Instrumente deren Art und Weise ist ihren Glauben zu leben, und nicht unbedingt die Norddeutschlands.

Eine andere Zusammenkunft wurde mir über die Zeit immer wichtiger. In vielen Orten gab und gibt es sogenannte Fraternals, also regelmäßige Zusammenkünfte von allen christlichen Pastoren und Pastorinnen eines Ortes. Hier wurde überkonfessionell für die Stadt/den Ort gebetet, es wurden gemeinsame Aktionen geplant und man freute sich an der Gemeinschaft über alle theologischen Unterschiede hinweg. Ich habe diese Treffen so oft wie möglich besucht, denn für mich ist es wichtig, dass wir nicht nur von der Einheit der Kirche Jesu Christi reden, sondern gerade auch als Pastoren sie leben und umsetzen – allen theologischen Hindernissen zum Trotz. Wenn wir uns als Pastoren nicht treffen können (weil wir aus theologischer Sicht mit dem oder der nicht übereinstimmen), dann können wir das auch nicht von unseren Gemeindegliedern erwarten. Unser Beispiel spricht dann lauter als unsere Predigten. Nun gibt es im südlichen Afrika sehr sehr viele verschiedene christliche Konfessionen, so dass es echt unübersichtlich wird. 

In meiner Kleinstadt Winsen gibt es hingegen nur noch eine katholische Gemeinde und eine kleine Splittergruppe einer Pfingstgemeinde. Der Kontakt zur katholischen Gemeinde intensiviert sich seit ein paar Jahren deutlich und das ist ein großes Geschenk für uns und unsere Stadt. Unsere Kinder gehen zur gleichen Schule, wir gehen in denselben Läden einkaufen, warum kann man nicht auch auf geistlicher Ebene noch mehr zusammen machen? Auch hier stehen oftmals theologische Bedenken im Vordergrund und das Verbindende wird übersehen. Denn dem möchte ich in meiner Arbeit und in meinem Glauben mehr und mehr Raum geben: Zu suchen was uns eint und verbindet. Das Trennende wird oft genug von anderen betont, da muss ich nicht mitmachen. Deswegen bin ich gespannt, wie sehr das Thema der Vollversammlung tatsächlich im echten Leben umgesetzt wird: Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt.

Markus Kalmbach
Ev. Luth. Kirchengemeinde St. Marien - Winsen (Luhe)
Markus.Kalmbach@evlka.de 
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