© Marcelo Schneider/ÖRK

Ökumene ist Begegnung

Wed, 17 Aug 2022 08:55:10 +0000 von Katrin Hayn

Ökumene Vollversammlung ÖRK Karlsruhe
© Privat
Ulrich Noetzel
Ökumene beginnt da, wo ich mich traue, etwas Neues auszuprobieren. Ökumene passiert, wo ich Menschen begegne, die anders glauben und ihre Erfahrungen teile. Ökumene lebt, wo wir Leben und Glauben teilen. 
 
Ökumene kann überall sein. Ich möchte ein kleines ökumenisches Erlebnis aus dem Urlaub in Südfrankreich teilen: Ökumene ereignet sich dort klein, unerwartet, im Gras unter Bäumen bei Wein und Gebäck, unterwegs mit dem Kinderwagen. Und mit frischen Brombeeren und Feigen: 
 
Neben unserem Ferienhaus ist ein Kloster. Ein Plakat kündigt an: „Familienpilgern zum Schulanfang. 10 km. Bitte Picknick und Rosenkranz mitbringen.“
Zehn Kilometer Wandern mit Baby und Kleinkind finden wir ein wenig übertrieben. Das ist wohl nichts für uns... Aber wir gehen gerne zum Familien-Gottesdienst am Anfang. Da stört es wenigsten nicht, wenn unsere Kleinen krakeelen. 
Im Gottesdienst sehen wir ganz viele Familien. Auch mit ganz kleinen Kindern, so wie unsere. Wir werden unsicher. Sollte es vielleicht doch gehen, so weit mit Kindern zu wandern? 
Kurz entschlossen ändern wir unseren Tagesplan: Schnell noch ein Picknick geholt, Sonnencreme, Windeln... nur einen Rosen­kranz haben wir natürlich nicht. Wir hoffen auf ökumenische Nachsicht.
 
Begleitet von Mönchen inmitten einer Schar von französischen Familien machen wir uns auf den Weg: Über den kleinen Fluss, durch den Ort, auf den Berg. Die Aussicht ist großartig. Am Wegesrand wachsen Brombeeren und Feigen. Die Sonne scheint. Alle sind fröhlich. Ab und an werden Mariengesänge angestimmt, aber es stört keinen, dass wir nicht textsicher sind.
 
Mittags picknicken wir im verwilderten Park eines Weingutes. Irgendwo her bekommen wir Wein, Gebäck, Kaffee. Sie ergänzen unser für französische Verhältnisse recht mageres Picknick. Wir erleben, was die Jünger erlebt haben: Es reicht für alle und es bleibt noch über. Auch das ist Ökumene: miteinander teilen und satt werden. 
 
Nach dem Essen sitzen wir im Kreis um einen Mönch. Ich denke: so ähnlich muss es bei Jesus und seinen Jüngern gewesen sein. Am Beispiel der Kiefernnadeln, die einen dicken, weichen Teppich bilden, auf dem wir sitzen, erklärt der Bruder, was Vergebung ist. Er redet von Gott, von Jesus, von Augustin, in neuen Bildern über unseren gemeinsamen Glauben. Ökumene geschieht im Zuhören und im Entdecken des Gemeinsamen. 
 
Dann geht es weiter durch Weinberge und Wiesen. Am Ende unserer Pilgerschar fahren zwei Kleinbusse. Die sammeln die auf, die nicht mehr weiterkönnen. Denn alle sollen ankommen. Keiner soll verloren gehen. Ökumene: gemeinsam auf dem Weg - ohne Verluste!
 
Unser Ziel ist eine kleine Kirche auf einem Berg. Dort loben wir gemeinsam Gott. Danken für den gemeinsamen Weg. Freuen uns, dass alle angekommen sind. Bitten um Segen für das neue Schuljahr. (Und preisen auch noch einmal - nun ja - die Gottesmutter.)
 
Das ist Ökumene für mich: Gott loben in der Gemeinschaft der Glaubenden, gemeinsam auf dem Weg sein, getragen und begleitet - und einmal gemeinsam ankommen!

Ulrich Noetzel 
St. Peter-Paul Kirchengemeinde Hermannsburg 
Ulrich.Noetzel@evlka.de
Quelle: Privat
Bestätigen

Bist du sicher?